Hamburg Ballett
Schon seit der Eröffnung des ersten Hamburger Opernhauses im Jahr 1678 gab es ein Ballett, das in den prunkvollen Barockopern mitwirkte. In den folgenden Jahrzehnten emanzipiert sich das Ballett als eigene Sparte. 1818 gastiert Marie Taglioni, die Begründerin des Spitzenschuhtanzes, in Hamburg. Ihr folgen große Ballerinen des 19. Jahrhunderts wie Lucile Grahn und Fanny Eißler, die das Publikum mit ihren Paraderollen in „La Sylphide“ und „Giselle“ begeistert.
Nach dem ersten Weltkrieg übernimmt Olga Brandt-Knack, Gründerin des Deutschen Tänzerbunds, die Leitung des Balletts. Ihre Nachfolgerin Helga Swedlund bringt in den späten 30er-Jahren Strawinskys „Petruschka“ und „Feuervogel“ heraus. Die Erstaufführungen von Hindemiths „Nobilissima visione“, Gottfried von Einems „Rondo vom goldenen Kalb“ und Blachers „Hamlet“ gehören zu den Ballettereignissen der Nachkriegsjahre. Gustav Blank wird 1957 Ballettmeister und lädt berühmte ausländische Ensembles in die Hamburger Oper. 1962 tanzt George Balanchines New York City Ballet zur Feier von Igor Strawinskys 80. Geburtstag gemeinsam mit Mitgliedern des Balletts der Hamburgischen Staatsoper. Auch in den Folgejahren stehen zahlreiche Balanchine-Choreografien auf dem Spielplan, unter Ballettdirektor Peter van Dyk und kurzen Leitungsintermezzi von Sonia Arova und Fred Eckhard.
1973 wird der damals 34-jährige John Neumeier zum Ballettdirektor und Chefchoreografen des Hamburg Ballett berufen, ab 1996 ist er Intendant des Hamburg Ballett. In den über 170 Werken seiner 51 Spielzeiten beim Hamburg Ballett verbindet er die Tradition des klassischen Balletts mit modernen, zeitgemäßen Formen, in unverwechselbarer choreografischer Sprache. Durch zahlreiche Gastspiele stärkt er den internationalen Ruf der Compagnie und der Ballettstadt Hamburg. 1978 ruft er die Ballettschule des Hamburg Ballett ins Leben. Kreatives Zentrum von Compagnie und Schule ist das 1989 bezogene Ballettzentrum – John Neumeier in Hamburg-Hamm. Auf seiner Heimatbühne in der Hamburgischen Staatsoper tanzt das Ballett circa 80 Vorstellungen pro Spielzeit.
Schon im ersten Jahr seines Wirkens in Hamburg etabliert John Neumeier die Ballett-Werkstatt, die sich auch bei den seit 1998 jährlich stattfindenden Gastspielen des Hamburg Ballett in Baden-Baden größter Beliebtheit erfreut. Den Abschluss jeder Saison in Hamburg bilden seit 1975 die Hamburger Ballett-Tage und die Nijinsky- Gala, die neben dem Hamburger Ensemble weltweit gefeierte Stars präsentiert. Am 1. August 2024 übernahm der Deutsch-Argentinier Demis Volpi als Intendant die Leitung des Hamburg Ballett und die Direktion der Ballettschule des Hamburg Ballett. Volpi war von 2020 bis 2024 Ballettdirektor und Chefchoreograf des Ballett am Rhein. In seinem ersten Jahr als Intendant in Hamburg öffnet er das Repertoire mit drei eigenen Werken und bis dato in Hamburg noch nicht gezeigten Arbeiten von Pina Bausch, Aszure Barton, William Forsythe und Justin Peck.