21.03.25

Welturaufführung in Baden-Baden

Spanisches Nationalballett zeigt am zweiten Mai-Wochenende Kultstück und Uraufführung

Die Compañía Nacional de Danza ist perfekt klassisch und modern ausgebildet und beherrscht alles, von „Don Quixote“ bis zur herausfordernden Moderne, auf höchstem Niveau. Das 1979 gegründete spanische Nationalballett tanzte anfangs noch spanische Folklore, mit der Zeit entwickelte sich es zu einer klassischen europäischen Ballettcompagnie. Als der Choreograf Nacho Duato 1990 die Direktion übernahm, öffnete er das Repertoire und die Compañía Nacional de Danza zählt heute zu einer der besten, begehrtesten Avantgarde-Compagnien der Welt.

„Es ist heute einfacher, den Mars zu erreichen als sich selbst“, sagt Muriel Romero zu ihrem neuen Tanzstück, das am 9. Mai 2025 beim Gastspiel der Compañía Nacional de Danza im Festspielhaus seine Welturaufführung feiern wird. Die Choreografin und neue Chefin der spanischen Avantgarde-Compagnie hat einen erstaunlichen Weg von der klassischen Starballerina über die Arbeit mit Zeitgenossen wie Sasha Waltz bis zur Hochtechnologie hinter sich. „#Incubatio – Circumambulatio“ setzt archaische Ideen gegen die moderne Reizüberflutung von außen: Die aus Asien zu den alten Griechen übernommene Technik der Inkubation, des Tempelschlafes oder Heilschlafes, und das Umkreisen eines Heiligtums, das in vielen Religionen gehend oder auch tanzend praktiziert wird. In einem abgeschlossenen Raum gelangt der Mensch in einen Zustand jenseits seines Bewusstseins, ein Traum oder eine Vision verhilft ihm zur Heilung seiner Psyche. Romero und ihre langjährigen Mitarbeiter wie der Komponist Pablo Palacio und der Software-Künstler Daniel Bisig kombinieren dazu elektroakustische Musik, künstliche Intelligenz und interaktive Technologien, die speziell für den Tanz entwickelt wurden. Mit seinem paradoxen Hashtag schlägt „#Incubatio – Circumambulatio“ vor, uns von den sozialen Medien abzukoppeln und stattdessen die Verbindung mit uns selbst zu suchen. 

„White Darkness”, das zweite Ballett des Abends, ist ein Kultstück von Nacho Duato. Mit klarer Symbolik choreografiert der langjährige Leiter der Compagnie ein Requiem auf den Drogentod seiner Schwester, in dem die „weiße Dunkelheit“, die Droge, in kalter Schönheit vom Himmel strömt. Alles zerstört sie nach und nach im Leben der jungen Frau; zur Streichmusik des walisischen Komponisten Karl Jenkins. Das Stück zeigt Duatos ganze Kunst: die starken, hochemotionalen Pas de deux, das Fließen der Bewegung, die Liebe zur Symmetrie und zur Musik. 

Freuen Sie sich auf einen Abend voller Kunst, die durch ihre Bilder direkt den Körper der Zuschauer anspricht.