Compagnie Käfig
Urban Dance aus Paris
9.2.24 - 11.2.24
Ein Schritt vorm Fliegen
Der VertikaltanzFür „Vertikal“ hat der ehemalige Bergsteiger Fabrice Guillot, heute Direktor der „Danse verticale“-Compagnie Retouramont, den Flugraum eingerichtet, in den Mourad Merzoukis Tänzer mit Fluggeschirren um ihre Becken an langen, teils flexiblen Seilen abheben. Guillot selbst tanzt oft draußen, an Felsen oder Fassaden, an öffentlichen Bauwerken oder Denkmälern. Durch die Möglichkeit, sich in drei Dimensionen zu bewegen, erfindet er neue, akrobatische Elemente.
Der in einer Banlieue von Lyon aufgewachsene Choreograf Mourad Merzouki bringt in „Vertikal“ Breakdance auf die Ballettbühne und lädt sie herzlich ein, dabei zu sein.
Epochenspiegel
Die Presse zu „Vertikal"
Hat man Hip-Hopper je so sanft gesehen? Der schwerelos fließende Anfang – noch komplett am Boden – ist Programm. Denn in der gesamten Choreographie von „Vertikal“ geht es ja eben nicht um das Fliegen, sondern um das Abheben – nicht nur um das Vom-Boden-weg-, sondern auch um das Wieder-zum-Boden-Runterkommen. Die Schwerkraft wird nicht nur überwunden, sie wird regelrecht gefügig gemacht.
Isabelle von Neumann-Cosel in „tanznetz“, 2019
Die Tänzer bewegen sich dabei mit solch phänomenaler Präzision, dass sie wirken wie ein kollektiver Organismus. Manches ist pure Poesie. Vor allem dann, wenn die Gruppe sich in der dritten Dimension aufzulösen scheint, sich ein Teil noch auf der Erde befindet, während die anderen wie Luftwesen zu schweben beginnen.
Bernhard Hartmann im „Bonner Generalanzeiger“, 2023
Mourad Merzouki verwendet Hip-Hop-Gesten wie andere Klassik oder Jazz. Er hat diesen sehr körperlichen, oft geradezu demonstrierten Tanz in eine Choreografie des Ausdrucks verwandelt. Mit großer Bescheidenheit gibt er zu, dass er die Unterhaltung der Anprangerung der Missstände der Gesellschaft vorzieht. Er vergisst jedoch nicht, meist mit Humor und Großzügigkeit, auf die Leiden der Seele hinzuweisen. Er erzählt nichts, aber er sagt alles, mit einer mächtigen Kraft, die das Publikum erschüttert. Zwischen den Zeilen lässt sich erahnen, was ihn beschäftigt: „Meine Höhen und Tiefen“, sagt er.
François Delétraz in „Le Figaro“, 2018