Hintergrund

Wer singt am schönsten?

Der Pianist Beethoven als neuer Orpheus

Der antike Sänger Orpheus war ein sanfter Held, der allein durch die Kunst seines Gesangs Steine zu rühren und wildeste Bestien zu zähmen wusste. Seine geliebte Eurydike, durch einen Schlangenbiss aus dem Leben gerissen, konnte er allerdings nicht aus dem Hades retten. So viel Disziplin besaß der Liebende dann doch nicht. Zu früh wandte er sich beim Aufstieg zu seiner Geliebten um und verstieß damit gegen die Abmachung mit den Mächten der Unterwelt. Allein kehrte er auf die Erde zurück und sang dort einsam seine sehnsuchtsvollen Lieder an die ewig Verlorene.

Ludwig van Beethoven mit antiker Lyra: Gemälde von Josef Willibrord Mähler, um 1804/05.

Zitate

"Indeßen, wenn Mozart ein Recht hatte, seine Flügel zu brauchen und so hoch zu steigen, als er konnte und wollte und dadurch den musikal. Geschmack ganz umzukehren; so muß es auch Beethoven unverwehrt seyn, noch weiter zu gehn und es noch buntkrauser zu machen. […] Sollten sich aber Nachahmer finden, und das Beethovisiren würde allgemein. Dann würde freylich ein unverständliches Chaos aus der Musik."

Ernst Ludwig Gerber am 4. September 1811 an den Leipziger Verleger Ambroisus Kühnel.

"Der wahre Künstler hat keinen Stolz; leider sieht er, daß die Kunst keine Gränzen hat, er fühlt dunkel, wie weit er vom Ziele entfernt ist und indeß er vielleicht von Andern bewundert wird, trauert er, noch nicht dahin gekommen zu sein, wohin ihm der bessere Genius nur wie eine ferne Sonne vorleuchtet."

Ludwig van Beethoven in einem Brief aus Töplitz vom 17. Juli 1812

"Wenn nach ein paar einleitenden Tacten Clarinette und Oboe einstimmig ihren süßen Gesang über dem ruhigen Gemurmel der Geigen anstimmen, da kennt auch jedes Kind den Componisten, und der halbunterdrückte Ausruf „Schubert“ summt flüsternd durch den Saal. Er ist noch kaum eingetreten, aber es ist, als kenne man ihn am Tritt, an seiner Art, die Thürklinke zu öffnen."

Der Musikkritiker Eduard Hanslick nach der späten Uraufführung von Schuberts „Unvollendeter“