Operettengala
Diana Damrau & Nikolai Schukoff
5.5.24
[Die meisten seiner Operetten] übertragen nur die Art der Posse, die man mit dem Namen des höheren Blödsinns zu bezeichnen pflegt, auf das musikalische Gebiet und sind überdies noch so vom Geiste der Demi-monde durchsetzt, daß sie mit ihren schlüpfrigen Stoffen und sinnlichen, zumeist trivialen Tonweisen eine entschieden entsittlichende Wirkung auf das größere Publikum ausüben müssen.
Ich möchte in einer Welt leben, wo alle fürchterlichen Verwicklungen des Lebens, alles, was sonst zu Katastrophen führt, alles, was manchmal mit Mord und Totschlag endet, nichts als komische Situationen ergibt: Untreue, Heuchlerei, vergifteter Ehrgeiz, Hysterie und so fort. Ich möchte in einem Staat leben, in dem die Polizei so gemütlich ist wie in den Operetten, in dem die Richter sich mehr um die Beine der Angeklagten kümmern, als um ihr Vergehen, und in dem der Zustand der Pleite eine vorübergehende komische Episode ist. […] Wer will nicht glücklich sein? Alle wollen es; und fast alle im Wesentlichen auf die gleiche Art. Wer es nicht will, kann auch nichts von Kunst verstehen. Ich habe gegen Operettenfeinde schwerwiegende Verdachte. Es sind meist Bildungsheuchler, vertrocknete Exaltados, Expressionisten, Pen-Clubmitglieder, mit einem Wort: Gerippe ohne Fleisch. Es kommt also nur auf eines an: ob so eine Operette Lebensfreude verbreitet. Andere „Werte“ gibt es hier nicht.
Zur Operette gelangt man als Veteran des Existenzialismus, nachdem man gesehen hat, dass Fortschritt und Rückschritt ins gleiche Inferno führen.